Einfach besser. Immer voraus. Gemeinsam.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir hätten es uns anders gewünscht – aber unser Rückblick auf das Jahr 2021 steht erneut im Zeichen von Corona. Die Pandemie hatte im zweiten Jahr immer noch starke Auswirkungen auf unser Privat- und Berufsleben. Wie schon 2020 kamen wir dank unserer Maßnahmen gut zurecht. Ein großer Dank gebührt dabei einmal mehr unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die alle Schritte diszipliniert mitgetragen haben und sich im Umgang mit dem Virus verantwortungsvoll, solidarisch und vorbildhaft verhielten – die überdurchschnittliche Impfquote im Unternehmen und die geringen Ausfallzeiten sprechen für sich. Herzlichen Dank dafür!
Zu den Unannehmlichkeiten der Covid-Pandemie kamen 2021 auch noch wirtschaftliche Herausforderungen hinzu: Kartonund Papierknappheit und exorbitante Preissteigerungen für Rohstoffe und Energie machten uns ab Mitte des Jahres zu schaffen. Dem konnten wir nur begegnen, indem wir die Produktpreise erhöhten. Die angespannte Situation auf dem Rohstoff- und Energiemarkt wird uns leider auch 2022 begleiten. Der unsägliche Krieg in der Ukraine wird diese Situation weiter verschärfen. Doch noch viel schlimmer ist, dass der russische Überfall unendliches Leid über die Bevölkerung des Landes bringt. Es war keine Frage, dass wir den Menschen helfen müssen. Deshalb haben wir uns der Spendenaktion der Stadt Freiburg „Nothilfe Lviv“ angeschlossen.
Um auf 2021 zurück zu kommen: Da haben wir auch sehr viel Positives zu vermelden. Wir konnten unseren Umsatz trotz aller Unsicherheiten erneut steigern, um 3,3 Prozent auf jetzt 147,8 Millionen Euro. Ebenfalls sehr erfreulich: Durch Neuzugänge verjüngt sich unserer Executive Committee nicht nur, auch der Frauenanteil in der Geschäftsleitung ist jetzt auf fast 30 Prozent gestiegen.
Auch ökologisch sind wir weiterhin auf einem guten Weg. Wir arbeiten kontinuierlich an unserem Energie- und Materialverbrauch und nehmen das Thema Nachhaltigkeit noch stärker in den Fokus. Deshalb sind wir Partner des Projekts „Zielgerade 2030“ geworden und haben uns selbst das Ziel gesetzt, im Jahr 2030 CO2-neutral zu wirtschaften. Im Nachhaltigkeitsbericht 2021 erfahren Sie neben vielem anderen zudem, wie wir unseren Standort in Schopfheim neu aufstellen, welche Fortschritte der Neubau in Waldkirch macht und wie sich unsere Azubis auch in Coronazeiten nicht den Spaß an ihrer Ausbildung nehmen lassen.
Und was wird 2022 bringen? Trotz der angespannten Lage auf dem Rohstoff- und Energiemarkt wollen wir auch im kommenden Jahr weiter wachsen und peilen ein Umsatzziel von 160 Millionen Euro an. Ökologisch folgen wir dem eingeschlagenen Weg in Richtung CO2-Neutralität und Nachhaltigkeit. Zudem sind wir zuversichtlich, dass wir in Sachen Neubau in Waldkirch einen großen Schritt vorankommen. Und nicht zuletzt gibt es etwas zu feiern: Faller Packaging wird 140. Dieses Jubiläum werden wir selbstverständlich gebührend begehen. Doch das ist alles Stoff für den nächsten Nachhaltigkeitsbericht.
Jetzt wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen und freuen uns, Ihnen mit unserem Nachhaltigkeitsbericht 2021 einen spannenden und umfassenden Einblick in die Welt von Faller Packaging zu geben!
Interview
„In Summe ein erfolgreiches Jahr“
Das zweite Coronajahr ist vorüber, und Faller Packaging kann sich über ein erfolgreiches Ergebnis im Jahr 2021 freuen. Im Interview berichten Dr. Michael Faller und Dr. Daniel Keesman von den Herausforderungen der vergangenen zwölf Monate und geben einen Ausblick auf das Jubiläumsjahr 2022.
Faller Packaging hat das vergangene Geschäftsjahr mit Blick auf Corona relativ zuversichtlich geplant. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Dr. Daniel Keesman: In Anbetracht der Umstände haben wir in Summe ein erfolgreiches Jahr 2021 hinter uns. Auftragseingang und Umsatz zeichnen ein durchaus heterogenes Bild. In unseren Stammwerken in Deutschland und in Hvidovre/Dänemark hatten wir die ganze Zeit kontinuierlich einen sehr guten Auftragseingang. Allerdings bemerken wir bei unseren Standorten in Lodz/ Polen und Debrecen/Ungarn einen etwas geringeren Umsatz als geplant und weniger Bedarf. Das liegt im Grunde an der jeweiligen Kundenstruktur der Werke. Diese besteht mehrheitlich aus Contract Manufacturing Organizations, also Lohnverpackern und -herstellern, und aus Firmen, die vor allem rezeptfreie Medikamente gegen Erkältungskrankheiten herstellen. Diese Produkte waren viel weniger gefragt, weil die Menschen durch die Pandemie zuhause geblieben sind und mit Abstand und Maske natürlich eine ganz andere Infektionsbarriere aufgebaut haben. Wir erzielten aber trotzdem in allen Werken, auch in denen, wo der Umsatz geringer war als erwartet, ein wirtschaftlich gutes Ergebnis. Daher können wir durchaus von einem zufriedenstellenden, wirtschaftlich guten Jahr sprechen.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firmenzentrale in Waldkirch schauen sich gemeinsam den Nachhaltigkeitsbericht des vergangenen Jahres an.
Wie wird sich der Markt für Medikamente gegen Erkältungskrankheiten nach Corona entwickeln?
Dr. Daniel Keesman: Voraussagen und Prognosen sind gerade in dieser Zeit nicht einfach. Wir sehen eine Belebung dieses Marktes seit ungefähr November. Wir wissen auch von Kunden, die diese Produkte herstellen und vertreiben, dass sie ihre Produktionskapazitäten entsprechend haben anlaufen lassen. Sie rechnen für 2022 mit einem Niveau wie 2020. Das war ein durchschnittlich gutes Jahr für diese Produkte, nicht so stark wie 2019, aber doch deutlich stärker als 2021.
Wie kam Faller Packaging mit den Herausforderungen der Coronakrise am Arbeitsplatz zurecht?
Dr. Michael Faller: Wir sind ja schon sehr gut durch das erste Coronajahr gekommen, und das hat sich auch 2021 entsprechend bestätigt. Es gab weiterhin Sitzungen des Krisenstabes, und wir haben immer wieder versucht, uns den Herausforderungen zu stellen und entsprechende Maßnahmen im Unternehmen umzusetzen. Hier muss ich auch einen großen Dank an unsere Mitarbeitenden aussprechen: Sie haben sich alle sehr gut und auch mit großer Disziplin an die Maßnahmen gehalten, und damit hatten wir auch im zweiten Infektionsjahr keine großen Infektionsketten im Unternehmen und keine starken Ausfälle. Zum Herbst hin ist dann durch die gesetzlichen Änderungen auch klar geworden, dass die Impfquote im Unternehmen tatsächlich überdurchschnittlich hoch ist.
Derzeit stellt sich die Lage mit Omikron natürlich etwas anders dar. Wir haben jetzt auch im Unternehmen viele Coronafälle, die dann zu Quarantänemaßnahmen führen. Die meisten Verläufe bei den Mitarbeitenden sind aber, soweit ich das überblicken kann, nicht so schwer, so dass sie relativ schnell wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Im Grunde zeigt sich, dass die Abwesenheitsquote während der vergangenen zwei Pandemiejahre immer etwas höher lag. Das ist aber natürlich dem geschuldet, dass viele Mitarbeitenden immer wieder in Quarantäne mussten, und das zeigt sich in der Abwesenheitsquote. Insgesamt darf ich sagen: Wir sind sehr gut und sehr diszipliniert auch durch das zweite Jahr der Krise durchgekommen. Deshalb nochmal großen Dank an die ganze Belegschaft.
Dr. Michael Faller (links) und Dr. Daniel Keesman auf einer Druckmaschine in der Faltschachtelproduktion in Waldkirch.
Die Coronakrise hatte teils starke Auswirkungen auf die Wirtschaft, es kam zu Rohstoffknappheit und Lieferengpässen. Wie stellte sich die Situation dar?
Dr. Daniel Keesman: Die Wirtschaft in den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, den USA und der Volksrepublik China, hat nach der zweiten Coronawelle und mit Einsetzen der ersten Impfkampagnen sehr stark angezogen. Wir sprechen hier von teilweise zweistelligen Zuwachsraten. Das hat dazu geführt, dass die Rohwaren aus allen Supply Chains besonders in einigen Industriesegmenten sehr stark nachgefragt wurden. Diese Zulieferer hatten ihre Bestände und Produktionskapazitäten jedoch heruntergefahren und mussten zum großen Teil die er-höhten Nachfragemengen aus Sicherheitslagerbeständen be-dienen. Speziell für unseren Markt gilt: Ab Mitte Mai hatten die Zulieferer dann keinen Puffer mehr und haben nur noch auf den Punkt produziert und abgegeben. Dadurch haben sich die Liefer-zeiten deutlich verlängert, teilweise auf das Drei- bis Vierfache. Es traten zudem Lieferengpässe auf, und durch den Nachfrage-überhang stiegen die Preise für fast alle Rohwaren und Materia-lien signifikant. Teilweise beobachteten wir Preissteigerungen im zweistelligen Prozentbereich.
In der Forschung und Entwicklung bei Faller Packaging werden auch noch handwerkliche Fähigkeiten gebraucht.
Welche Bedeutung hatte das im vergangenen Jahr für die Geschäfte von Faller Packaging?
Dr. Daniel Keesman: Das alles hat uns ab Mitte des zweiten Quartals bereits betroffen. Von da an kommunizierten alle Lieferanten kontinuierlich Verzögerungen in der Lieferzeit, entsprechende Preiserhöhungen kündigten sich an oder wurden langsam durchgesetzt. Für uns bedeutete das einen erheblich höheren Aufwand in der Materialdisposition, einen noch intensiveren Abgleich mit dem Volumenbedarf unserer Kunden und natürlich unsererseits das Bemühen und Durchsetzen von notwendigen Preiserhöhungen bei unseren Produkten. Im Lauf des zweiten Halbjahres haben sich diese Entwicklungen intensiviert, vor allem nach der Sommerpause und dann bis in den Winter hinein. Wir haben diese Krisensituation recht gut bewältigt. Trotzdem wird uns dieses Thema auch 2022 noch beschäftigen.
Gab es im vergangenen Jahr grundlegende Entwicklungen in der Unternehmenskultur bei Faller Packaging?
Dr. Michael Faller: Eine der grundlegenden Entwicklungen in unserer Unternehmenskultur ist, dass wir deutlich agiler werden und sehr viel schneller auf Veränderungen der Umwelt reagieren können. Wir haben unseren „methodischen Werkzeugkasten“ inzwischen ganz neu ausgerichtet und gehen viel flexibler und viel agiler mit diesen Themen um. Wir versuchen nicht, irgendwelche 100-Prozent-Lösungen zu finden, die wenige Tage später schon wieder obsolet sind. Unser Ziel ist, uns durch Anpassungen und ständiges Hinterfragen immer wieder an die Problemlösung anzunähern.
Wir setzen dabei auch auf die Diversität unserer Organisation, um widerstandsfähiger und erfolgreicher zu werden. Durch eine größere Vielfalt unterschiedlicher Perspektiven und Erfahrungen treffen wir im Team bessere Entscheidungen. Aus diesem Grund haben wir unsere oberste Führungsebene im letzten Jahr erweitert. Unser Management gestalten wir damit bewusst jünger und weiblicher.
Die zweite große Entwicklung betrifft den Bereich der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Obwohl wir uns schon seit Jahrzehnten damit beschäftigen, versuchen wir, unser Profil hier weiter nachzuschärfen, um unser Handeln auf die drängenden Herausforderungen der Zukunft auszurichten. Insofern haben wir jetzt einen Weg eingeschlagen, die CO2-Emissionen, die verantwortlich sind für den Anstieg der Erdtemperatur, auch in unserem Unternehmen dezidiert anzugehen. Deshalb sind wir Partner des Projekts „Zielgerade 2030“ geworden und haben uns selbst das Ziel gesetzt, im Jahr 2030 CO2-neutral zu wirtschaften. Hier liegt noch ein langer Weg vor uns, trotz der bereits großen Erfolge.
Auszubildende erhalten bei Faller Packaging Einblicke in unterschiedliche Arbeitsschritte ihres Berufs. Hier in das Stanzen von Faltschachteln.
Welche Trends in der Branche sind zu erkennen, worauf richtet sich Faller Packaging aus?
Dr. Daniel Keesman: Mit dem Auftreten neuer (Infektions-) Krankheiten und der Weiterentwicklung von Medikamenten bringen auch unsere Kunden immer mehr neue Produkte auf den Markt – noch schneller, noch dynamischer. Kleine Losgrößen, schnelle Launches, erhöhte Geschwindigkeit in der Supply Chain sowie kompliziertere Verpackungsformen gehören hier dazu. Die Analyse des Pharmamarktes durch die LBBW besagt, dass mit Zunahme von Biozeutica, Arzneistoffe, die mit Mitteln der Biotechnologie und gentechnisch veränderten Organismen hergestellt werden, auch neue Verpackungsformen benötigt werden. Denn diese Medikamente lassen sich nicht oral zuführen, sondern werden intramuskulär, intravenös oder transdermal verabreicht. Das ist gut für uns, denn da haben wir eine entsprechend hohe Kompetenz.
Die gesamtwirtschaftlichen Prognosen gehen weiterhin von einer angespannten Supply Chain aus, zumindest bis weit ins zweite Halbjahr. Wir werden weiterhin mit verzögerten Lieferterminen, Lieferengpässen und mit komplizierten Materialdispositionen zu kämpfen haben. Zu Beginn des Jahres haben unsere Lieferanten auf breiter Front auch schon weitere Preiserhöhungen angekündigt. Wir werden im Lauf des Jahres also auch mit diesen Dingen zu tun haben, um das betriebswirtschaftlich zu kompensieren. Das werden wir durch Weitergabe der erhöhten Materialkosten an unsere Kunden durch Erhöhung der Verkaufspreise erreichen, aber auch durch die entsprechende Etablierung von alternativen Materialflüssen und Einkaufsmöglichkeiten, wobei diese allerdings sehr beschränkt sind. Wir haben zudem langfristige Trendentwicklungen. Die Stichworte lauten hier beispielsweise Nachhaltigkeit, CO2-freies Arbeiten, Erhöhung der Entwicklungsgeschwindigkeiten oder Digitalisierung. Dazu kommen durch die Coronapandemie indizierte Einschränkungen oder Herausforderungen, die sich sicher noch bis in die zweite Jahreshälfte und vielleicht darüber hinaus auswirken werden.
Wie geht es mit dem Neubau in Waldkirch voran?
Dr. Michael Faller: Wir haben uns ganz intensiv mit der Vorentwurfsplanung auseinandergesetzt und versucht, die Ergebnisse der frühzeitigen Bürgerbeteiligung in die Planung einfließen zu lassen. Hier sind insbesondere die Höhe des Hochregallagers und der Flächenverbrauch unter Beobachtung der Gemeinde. Dazu kommen Überlegungen bezüglich der Baukosten und der zukunftsorientierten Ausrichtung des Neubaus. Das alles haben wir versucht, in den Vorentwurf hineinzupacken und sind zu einer sehr guten Lösung gekommen.
Drucker der Faller Packaging Gruppe bereiten ihre Maschine auf den nächsten Druckgang vor.
Diese haben wir dem Technik- und Umweltausschuss der Stadt Waldkirch im Februar präsentiert. Der Vorentwurf ist dort auf sehr große und positive Resonanz gestoßen. Gerade auch, weil wir das Hochregallager von 30 auf 24 Meter Höhe reduzieren konnten und durch unsere kompakte Bauweise den Flächenverbrauch minimieren. Der Gemeinderat hat die Planung anschließend diskutiert und mit nur zwei Gegenstimmen angenommen. Das zeigt, dass die Stadtverwaltung doch ein sehr großes Interesse an dem Projekt hat und uns bei der Realisierung unterstützt.
Gemeinsames Arbeiten in der Packungsbeilagenproduktion von Faller Packaging in Binzen.
Die nächsten Schritte liegen nicht so sehr in unserer Hand. Die Stadtverwaltung erarbeitet jetzt den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet Inried. Dieser wird im Sommer offengelegt, und die Bürger haben nochmal die Möglichkeit, Einsprüche zu erheben. Daran orientiert sich dann, wie es anschließend weitergeht. Sind die Einsprüche erheblich, wird es zu einer zweiten Offenlage kommen müssen. Wenn nicht, ist im vierten Quartal mit einem Satzungsbeschluss zu rechnen und danach mit dem Baurecht auf dem Inried.
Parallel dazu läuft das Umlegungsverfahren einiger Grundstücke. Das kann mit der Offenlegung beginnen. Hier stellt sich allerdings die Frage, wie sich die Grundstückseigentümer verhalten. Einige hatten ja starke Bedenken. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer abzuschätzen, wie diese sich verhalten werden. Wir erhoffen uns, im Herbst verlässlichere Aussagen zu haben und werden anschließend mit den Gesellschaftern auf dieser Basis dann auch über den weiteren Fortgang des Projekts entscheiden. Wir müssen die Entwicklungen jetzt abwarten, die sind offen.